Unsere Straßen-, Feld- und Flurnamen in und um Rohnstock


Sehr alte Flurnamen finden sich in den Hutungs- und Gräserei-Ablösungen zu Rohnstock aus den Jahren 1828 bis 1837. Hier werden Felder und Wiesen an die Dorfbewohner neu verteilt. Dabei werden folgende Feldnamen erwähnt:

An der breiten Bockwiese, am Müthgraben, am Wederauer Felde, am Heinzeldamm, am Lämmerplan, an der langen Bockwiese, am Kapellteich, an der Polkauer Grenze, am Mühlgraben, im Huthgarten, am großen Weidenbusch, beim Brechhause, nahe der Günthersdorfer Grenze, am Schmiedeteich, am Heinzelteich, am Weichteich, an der Mohwiese, an der Schenkwiese , an den Kauderteichen, an der Schölzerey Wiese, am Langerain, am Bohrauer Garten.

Bis auf wenige Ausnahmen wie Wederau, Polkau, Mühlgraben und Weidenbusch können diese Namen heute nicht mehr identifiziert werden. Eine alte Landkarte von 1882 gibt uns Auskunft über einige Flurnamen in der näheren Umgebung von Rohnstock, die später wohl in Vergessenheit geraten sind. "Schlagfeld" hieß damals die Gegend westlich des Schloßparks. Die Lange Gasse hatte den Namen "Lange See" und zwischen Hofebusch und Wederau hieß das Feld "Sieh dich für".

Die Hauptstraße, die sich von Hausdorf durch Ober-Rohnstock und Rohnstock Richtung Jauer hinzog wurde ja einfach Dorfstraße genannt, obgleich die Hausnummern in Ober-Rohnstock und Rohnstock separat gezählt wurden. Die Straße, die von der großen Neissebrücke in Richtung Günthersdorf und Striegau abzweigte, hieß Striegauer Straße. Ging man von hier rechts der Neisse die Kleine Seite herunter, die am Anfang auch Dukterbergla hieß, dann kam man zur Töpfergasse, auch Teppergoasse genannt. Dort, wo diese Gasse abzweigte, war eine kleine Wiese, auch Aue genannt. Die Töpfergasse hieß übrigens früher Mühlengasse, wegen der Windmühle, die etwa bis 1911 dort stand.

Zwischen Spritzenhaus, Köhler-Kaufmann, Gasthaus Reichert und Fleischer Wehner teilte sich die Straße. Nach rechts ging es die Große Seite lang Richtung Jauer, nach links zu den beiden Kirchen. Das war der eigentliche Dorfmittelpunkt, wo sich die Geschäfte konzentrierten. Inoffiziell wurde hier hin und wieder vom Ring gesprochen. Von der großen Brücke aus Richtung Kauder gesehen ging auf der rechten Neisseseite ein Wiesenweg zum Weidenbusch, Weidapuusch, wo auch noch ein paar Häuser standen. Der Bänschenbusch war ein kleines Gehölz an der Neisse hinter dem Weidenbusch. Ging man zwischen Dominium und evangelischem Friedhof in Richtung Hofebusch mit seinen ehemaligen Fischteichen, dann mußte man die Lange Gasse benutzen. Die Kastanienallee führte vom Niederdorf aus zwischen den Häusern Märkert und Karge zum Hofebusch hin.

Eine Verbindung vom Schloßpark zur Straße nach Kauder wurde Mutiusweg genannt, weil der alte Herr v. Mutius aus Börnchen, wo er wohnte, dort immer lang geritten kam, wenn er Bolko Graf von Hochberg besuchte.

Dann gab es den Errlicht, das kleine "Püschla" zwischen Rohnstock und Häslicht. Die Liebigbrücke war die untere Neissebrücke, über die die Straße nach Jauer führte. Sie wurde manchmal so genannt, weil in der Nähe das Haus der Familie Liebig stand.

Im Rohnstocker Schloßpark gab es den Schneckenberg, ein kleiner Hügel mit einem schönen Denkmal in Form einer steinernen Urne auf einem säulenartigen Postament auf einer Stufe, auf dessen beiden Seiten ovale Marmortafeln angebracht waren. Auf der einen Seite ein Reliefbild in weißem Marmor von Gottlob Hans Ludwig Graf von Hochberg, früherer Besitzer von Rohnstock, der kinderlos starb.

Fiebig oder Viehbich wurde ein Feldweg genannt, der vom Klosegut im Niederdorf geradeaus zur Straße Günthersdorf-Häslicht führte. Hatte er etwas mit dem Vieh zu tun?

Ging man von der Brücke im Niederdorf links der Neisse weiter, dann kam man zum letzten Bauernhof Meier. Von hier führte ein Feldweg weiter bis zur Schule nach Dätzdorf. Dieser Weg wurde im Volksmund Scheibe genannt. Zwischen Dätzdorf und Polkau gab es die Alte Schanze. In Mitteleuropa tragen zahlreiche vor - und frühgeschichtliche Wallburgen und Abschnittsbefestigungen den irreführenden, meist volkstümlichen Beinamen Schwedenschanze. Diese Bezeichnung entstand in Zusammenhang mit den Kampfhandlungen des Dreißigjährigen Krieges, als die Bevölkerung manchmal ältere Befestigungsanlagen als Fliehburgen oder Viehverstecke reaktivierte. In katholischen Gebieten wollte man sich so häufig vor den protestantischen Truppenkontingenten des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf in Sicherheit bringen.

Interessant ist auch die Bezeichnung der Tschechenberge, die nordöstlich von Dätzdorf liegen. Auf einer alten Karte von 1750 finden wir an dieser Stelle die "Schächer Berge". So kommt die Bezeichnung keineswegs von "Tchechei" sondern von einer Hinrichtungsstätte im Mittelalter, wo die Schächer (alte Bezeichnung für Räuber und Mörder) gehenkt wurden. Ebenfalls auf dieser Karte gibt es an der Straße zwischen Dätzdorff (Dätzdorf) und Weedrau (Wederau) den sogenannten Galgenberg, der später Charlottenberg genannt wurde.Damals gehörte Rohnstock und Umgebung zum "Landshutter Creyss", sprich Landeshuter Kreis. Weiter auf dieser Straße gab es dann noch die Buschmühle.

Bei Börnchen, südwestlich von Rohnstock, dort wo die ersten Hügel des Berglandes beginnen, haben wir den Kaspargrund, ein beliebtes Ausflugsziel für einen Sonntagsspaziergang. Auch hier gibt es einen Galgenberg. Das wirft die Frage auf: 3 Hinrichtungsstätten in unmittelbarer Umgebung von Rohnstock? Gab es im Mittelalter so viele Verbrecher? Leider ist uns darüber nichts überliefert.

Die Guhle war früher ein Sumpfgebiet hinter Günthersdorf. Dort wurde im Jahr 1910 ein Denkmal in Erinnerung an die Schlacht von Hohenfriedeberg im Jahr 1745 errichtet.

Stand: 12.3.2010