700 Jahre Rohnstock

Eine Reise in die Heimat vom 1.7. – 7.7.2005

Wer macht mit, wenn wir das 700-jährige in Rohnstock feiern? hieß es bereits 8 Jahre vorher. Die ersten Reaktionen waren dürftig. Als wir dann aber vor einem Jahr die ersten Pläne vorlegten, wurde das Interesse schon größer.

Nach gesicherten Dokumenten wurde Rohnstock Kr. Jauer in Schlesien im Jahre 1305, ebenso wie Hausdorf, zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Dieses Jubiläum im Jahre 2005 musste natürlich gebührend gefeiert werden. Die Vorbereitungen in Rohnstock, die nicht einfach waren, übernahm dankenswerterweise unser Heimatfreund Herbert Günther aus Braunschweig.

So fand sich schließlich eine kleine Gruppe ehemaliger Rohnstocker und Hausdorfer aus der Umgebung von Dormagen zusammen, die einen Bus organisierten, um zusammen mit den jetzigen Bewohnern in Rohnstock dieses Fest zu feiern. Mit von der Partie waren auch einige angeheiratete Pommern, Oberschlesier und auch Rheinländer. Wir Busfahrer hatten unser Quartier in einem 4-Sterne-Hotel in Liegnitz, welches in Unterkunft und Verpflegung keine Wünsche offen ließ. Von hier fuhren wir am nächsten Morgen in unseren Heimatort Rohnstock.

Die Grafen Hochberg und Schweinitz hatten teilweise ihre Familien mitgebracht. Es waren gekommen: Michael Graf von Hochberg mit seinem Sohn Georg, Clemens Graf Hahn von Burgsdorff mit Victoria Gräfin Hahn von Burgsdorff, Eckhard Graf Hahn von Burgsdorff mit Annette Gräfin Hahn von Burgsdorff, Alexandra Gräfin zu Dohna-Schlobitten, Hans Christoph Graf von Schweinitz und Krain, Freiherr von Hausdorf, mit Elisabeth Gräfin von Schweinitz und Krain, sowie Friedrich Karl Graf von Schweinitz und Krain, Freiherr von Kauder.

Aus allen Richtungen Deutschlands waren zusätzlich etwa 50 Personen mit dem PKW angereist. Es war eine regelrechte Sternfahrt nach Rohnstock. Wir Dormagener hatten eine Gedenktafel aus Granit mitgebracht, gestiftet von Michael Graf v. Hochberg, dem rechtmäßigen Erben von Schloss Rohnstock.

Die 700-Jahr-Feier begann am Samstag, den 2.Juli, mit einem ökumenischen Gottesdienst in unserer schönen ehemals evangelischen Kirche, die damals „Zum Kripplein Christi“ hieß. Der Gottesdienst wurde vom evangelischen Pastor der Friedenskirche in Jauer, Herrn Thomas Stawiak, in Zusammenarbeit mit dem katholischen Pfarrer von Rohnstock, Herrn Stanislaw Majchrzak, dem katholischen Pfarrer von Leipe, Herrn Miroslaw Kasprzyk und Michael Graf von Hochberg, im Ornat des Johanniterordens, gestaltet. Zur Feier des Tages läutete die letzte im Turm vorhandene Glocke.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde neben der Kirche eine Gedenktafel eingeweiht mit polnischer und deutscher Inschrift: „Zum Gedenken an alle Verstorbenen und zur Mahnung zum Frieden, Rohnstock – 2005“. Angebracht ist die Tafel an unserem alten Granitstein am Schlossteich, der damals im Jahre 1913 zur Erinnerung an die Befreiungskriege von 1813 aufgestellt worden war.

Das Mahnmal zum Frieden
Unsere Gedenktafel
Die Grafen und Pastoren

Weiter ging’s zum Schloss, wo am sogenannten Sühnetor unsere mitgebrachte Tafel „700 Jahre Rohnstock/Roztoka 1305-2005“ mit Ansprachen von Graf v. Hochberg und Herrn Günther im Beisein der Geistlichkeit und allen angereisten Rohnstockern eingeweiht wurde.

Gottesdienst in der Kirche
Festrede auf dem Sportplatz

Nachdem die Seele gestärkt war verlangte der Körper nach Speise und so fuhren wir, Bus und Pkws, nach Schloss Muhrau bei Striegau, wo wir ein hervorragendes Menü serviert bekamen. Um 14 Uhr folgte dann der polnische Gottesdienst in Rohnstock. Anschließend fanden auf dem Sportplatz die nächsten Veranstaltungen statt. Kleine Verkaufsstände mit Kunstgewerbe und Essbarem luden zum Verweilen ein. Kirmesartige Fahrgeschäfte sorgten für die Unterhaltung der Kinder. Auf einer kleinen mobilen Bühne begann der weltliche Teil der Feier. Michael Graf v. Hochberg hielt die Festrede, die gleichzeitig übersetzt wurde. Es folgten Auszeichnungen einiger Schüler und Folkloretänze. Lehrer und Schüler des örtlichen Gymnasiums hatten eine Schulzeitung mit alten und neuen Bildern erstellt, die aber leider nur in polnisch geschrieben war.

Nicht alle Busteilnehmer waren zum Sportplatz gekommen. Sie besuchten stattdessen ihre heimatlichen Häuser und Höfe, um sich dort umzusehen und mit den jetzigen Bewohnern Kontakt aufzunehmen.

Der Sonntagvormittag war dem Besuch von Schloss und Dorf gewidmet. Während die meisten nur kurz das Schloss besichtigten und sich dann den Besuch ihres Elternhauses vornahmen, machte sich eine kleine Gruppe unter gräflicher Führung mit der Geschichte des Schlosses vertraut. In Windeseile verflog die Zeit und schon ging’s wieder zum Essen nach Schloss Muhrau. Am Nachmittag wurde im herrlichen Schlossgarten in geselliger Runde Kaffee und schlesischer Mohnkuchen gereicht, ausgeschmückt mit einigen Heimatliedern, Begrüßungs- und Dankesreden. So verging die Zeit dieses wunderschönen Nachmittags wie im Fluge, bis wir Busteilnehmer uns gegen 18 Uhr mit Wehmut verabschieden mussten.

An dieser Stelle möchten wir unserem Heimatfreund Herbert Günther ganz herzlich Dank sagen für sein großes Engagement bei den vielen Sitzungen zur Vorbereitung für das Fest. Dass dieses Fest dann so gut gelungen ist, haben wir seiner Mitwirkung zu verdanken. Auch der Dolmetscherin und Schriftführerin Ulla Kycia geb. Goldammer, die ebenfalls ihre ganze Kraft einsetzte und viele Abendstunden oft bis Mitternacht opferte, sei ein großes Lob mit herzlichem Dank ausgesprochen. Und nicht zuletzt danken wir Herrn Kazimierz Kudla, durch dessen Vermittlung es gelungen ist, unsere Gedenktafel im Schlossbereich anzubringen. Er war auch stets bereit, den vielen Gästen das Portal zu öffnen, um sich im Schloss umzusehen.

Am Montag stand ein Ausflug nach Schloss Fürstenstein, zur Friedenskirche in Schweidnitz und nach Bolkenhain mit Bolkoburg auf dem Programm. Am späten Nachmittag wurde im Nachbarort Hausdorf in der schönen alten Kirche die Abschlussmesse zelebriert. Es war der krönende Abschluss der 700-Jahr-Feier von Rohnstock. Die Hausdorfer selbst werden erst zum Erntedankfest eine Gedenktafel einweihen und 700 Jahre Hausdorf feiern.


Der Abschlußgottesdienst in Hausdorf

Die meisten PKW-Fahrer traten am Dienstag die Rückreise an. Für uns Busfahrer war die Reise in die Heimat noch nicht ganz beendet. Der Dienstag stand ganz im Zeichen des Riesengebirges mit dem Besuch von Hirschberg und der norwegischen Stabholzkirche Wang. Leider ließ uns am Nachmittag Petrus im Stich (oder war es der Rübezahl?), so dass für einige Fahrgäste der Besuch der Schneekoppe im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel. Ein gemütlicher Mittagstisch mit Unterhaltungsmusik und Gesang in einem Tirolerhaus im Hirschberger Tal entschädigte uns dafür. Anschließend ging es zum Gerhardt-Hauptmann-Haus in Agnetendorf und zum Ausklang des Tages gab es im Restaurant des Schlosses Lomnitz Kaffee und schlesischen Mohnkuchen.

Am letzten Tag war Breslau unser Ziel. Eine Stadtrundfahrt mit Besichtigung des Domes und der Jahrhunderthalle war sozusagen Pflicht. Ein Stadtbummel zur freien Verfügung schloss sich an.

Und damit endete eine schöne Reise in die alte Heimat, auf der wir viel gesehen und erlebt haben und viele unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nehmen konnten.

Nach Hause? Ja und nein, aber jetzt sind wir hier im Rheinland zu Hause, wo wir schon die meiste Zeit unseres Lebens verbracht haben, wo wir uns eine Existenz aufgebaut und Freunde gefunden haben. Trotzdem werden wir unsere Geburtsstätten nie vergessen.

Zum Anfang

Stand: 11.11.2007